Anlaß und Zweck des Wettbewerbes
Für die Lücke in der Wittenberger Altstadt werden architektonische Entwürfe in einer hohen
städtebaulichen und gestalterischen Qualität mit einer herausragenden Funktionalität gesucht,
um sie anschließend umzusetzen. Angestrebt werden beispielhafte und zukunftsfähige Lösungen
unter Berücksichtigung größtmöglicher Energieeffizienz und Barrierefreiheit.
Zweck des Wettbewerbs ist ebenfalls, die Ansiedlung junger Familien in der Innenstadt und generationsübergreifendes
Wohnen zu fördern. Damit geht eine Entwicklung der Bestandsquartiere, die mit einer Stärkung der vorhandenen Strukturen verbunden ist, einher.
Die Ergebnisse der Wettbewerbe sollen wiederum in der Diskussion über die Belebung der Innenstädte ein Multiplikator
für ganz Sachsen-Anhalt sein. Deshalb werden die Verfahren unter größtmöglicher
Einbeziehung der Öffentlichkeit durchgeführt, die Ergebnisse werden in einer Broschüre, einer
Wanderausstellung sowie in einer Internetpräsentation veröffentlicht.
Die Stadt Lutherstadt Wittenberg hat sich mit einer Baulücke im historischen Stadtkern erfolgreich
für den Wettbewerb MUT ZUR LÜCKE – MUT ZU NEUEM 5.0 – KONKRET beworben
und lobt für die Bebauung der Lücke Collegienstraße 87 einen Realisierungswettbewerb aus.
Die Lücke in der stadtbildprägenden Straßenrandbebauung und historischen Leiterstruktur
entlang der Collegienstraße soll durch eine Wohnbebauung mit Geschäftsunterlagerung geschlossen
werden. Raumkonzept und Ausstattung sollen den Anforderungen an altersgerechtes
und generationsübergreifendes Wohnen, an eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung der
Gewerbebereiche sowie an ökologischen Bauen mit einem zukunftsfähigen Energiekonzept
gerecht werden. Es sind flexible Nutzungsoptionen vorzusehen. Die Bebauung soll eine architektonische
Vorbildwirkung für die Fortsetzung des Sanierungsgeschehens in der Altstadt und
insbesondere für eine zeitgemäße Umsetzung der Grundsätze des städtebaulichen Denkmalschutzes
durch zukunftsfähige Nutzungen entfalten.
Unsere Idee
Der Leitgedanke ist ein bewusster Umgang mit dem städtebaulichen Kontext, aber auch ein
gestalterischer “Bruch“. Die Schließung der vorhandenen „Lücke“ mit gestalterisch hochwertigen
Wohnungsbauten ist uns ebenso wichtig, wie ein behutsamer Umgang mit dem städtebaulichen
Umfeld der historischen Altstadt der Lutherstadt Wittenberg.
Die Nachbarbebauung wird zum einen geprägt durch Putzfassaden, teilweise mit
Stuckverzierungen und Gesimsen (Collegienstraße Nummer 86). und zum anderen mit einer
zurückhaltenden Gestaltung (Collegienstraße Nummer 88) als Lochfassade mit Holzfenstern und
großformatigen Schaufensteranlagen im Erdgeschoss. Im zurückhaltend ausgeführten
Fassadenbereich der Nummer 88, ist ein Erker mit verzierten Holzstäben im Fensterbereich
vorhanden. Die Satteldächer sowie Dachgauben haben eine rote Dachziegeleindeckung. Die
Sockel wurden als verputzter Natursteinsockel im Bereich Nummer 86 sowie als Klinkersockel in
der Nummer 88 errichtet.
In unserem Entwurf werden die Höhenkanten der Gesimse der benachbarten Bestandsgebäude
aufgenommen. Durch den Höhensprung mit dem auskragenden Bauteil „Tubus“ wird der
vorhandene Höhenversatz zwischen der Nummer 86 und 88 ausgemittelt.
Städtebaulich wird der Leitgedanke der historischen Leiterstruktur aufgenommen und neu interpretiert.
Das Grundstück wird durch Vorderhaus (Collegienstraße 87), Mittelhaus und Hinterhaus
(Wallstraße) gegliedert. Auf Seitengebäude wird aufgrund der beengten Platzverhältnisse verzichtet.
Die Gewerbeeinheit im Erdgeschoß verbindet das Vorderhaus mit dem Mittelhaus.
Wettbewerbsergebnis
3. PREIS
Entwurfsverfasser: Dipl.-Ing. Axel Kiehn, Architekt, Halle (Saale)
Mitwirkender: Dipl.-Ing. (FH) Lars Thrun, Halle (Saale)